Die Geschichte des Lagers Ebensee ist heute nur mehr anhand weniger Spuren gegenwärtig. Inmitten der von Tourismuswerbung strapazierten Landschaft irritieren die baulichen Reste und Wegweiser, die zur KZ-Gedenkstätte führen. Die Gemeinde Ebensee betrieb einen raschen Abriss des KZ-Geländes und die Überbauung des Areals 1949. Am südlichen Ende des ehemaligen Lagers, das heute zur Gänze mit einer Wohnsiedlung bedeckt ist, befindet sich der KZ-Friedhof, der mit seinen zahlreichen Denkmälern seit 1948 einen internationalen Gendenkort darstellt, und jährlich von 10 000 Personen besucht wird. Die über Jahrzehnte einander konkurrierenden Strategien vom Vergessenwollen, aber auch die Etablierung von Gedenktraditionen werden in Ebensee besonders anschaulich.

Das KZ-Lager nach 1945

Auf der Handlungsebene war für den Abriss des Lagers die Tatsache ausschlaggebend, dass in die noch bestehenden Baracken erst deutsche und österreichische Kriegsgefangene in US-Internierung standen und später dann Heimatvertriebenen („displaced persons“) Aufnahme gewährt werden musste. Bereits 1946 plädierten Gemeindepolitiker — in der Absicht, künftig keine ausländischen Flüchtlinge mehr im Ort ertragen zu müssen — für den Bau einer Wohnsiedlung auf dem 20 Hektar großen Areal.

„Wir müssen unbedingt trachten, das Lager von unserem Ort wegzubringen, da wir sonst von all dem Elend nicht befreit werden. Ganz dasselbe ist es auch beim Ernährungswesen, denn solange wir die vielen Fremden hir haben, werden immer die Lager an erster Stelle versorgt werden. [...]“

Im Oktober 1947 stellt ein Linzer Architekt im Auftrag der Gemeinde Ebensee ein Modell einer Arbeitersiedlung am Gemeindeamt aus. Im April 1949 sind die Grundfesten der vier Siedlungshäuser bereits fertigestellt.

Die Spuren heute

Den heutigen BesucherInnen werden durch Hinweisschilder vier Orte zugänglich und sichtbar gemacht, die mit der Geschichte des KZ Ebensee in Verbindung stehen.

Der KZ-Friedhof

Der Besucherparkplatz befindet sich vor dem heutigen KZ-Friedhof und der eigentlichen Gedenkstätte. Die Geschichte des Friedhofes zeigt, wie 1952 inmitten des Klimas des Vergessenwollens Anstrengungen unternommen wurden, an einer Stelle in Österreich einen zentralen Friedhof für KZ-Opfer zu errichten.

Für die Wahl des Ortes, in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Krematoriums, war das Vorhandensein von zwei Massengräbern ausschlaggebend, die noch vor der Befreiung des Lagers im April/Mai 1945 angelegt wurden. Über einem der beiden Massengräber ließ Hilda Lepetit aus Mailand 1948 für ihren Ehemann, der sich unter den 1000 Opfern befand, ein Denkmal errichten. Heute befinden sich neben zahlreichen individuellen Erinnerungstafeln auch offizielle Denkmäler eines Großteils der repräsentierten Opfergruppen auf dem Areal des Friedhofes.

„Mit den Augen von Toten schauen“ (E. Jelinek)

Die Haft in nationalsozialistischen Konzentrationslagern hatte auch das Ziel, Menschen ihrer Individualität zu berauben. Das 2011 errichtete Denkmal beabsichtigt, den Opfern, die oft nur als Nummern in den Totenbüchern der NS-Bürokratie aufscheinen, als Zeichen der Menschenwürde die Namen wieder zu geben.

Zwischen 18. November 1943 und 30. Juni 1945 wurden 8 412 mit Namen bekannte Insassen des KZ Ebensee ermordet oder sind an den Folgen der Haft und Zwangsarbeit verstorben. 3 577 von ihnen wurden von den Nationalsozialisten als Juden verfolgt. Etwa 300 Namen von Opfern gelten nach derzeitigem Stand der historischen Forschung als unbekannt. Diese 8 412 Namen wurden auf 156 ungefärbten Glastafeln mittels Lasertechnik aufgebracht. Die Trägerkonstruktion besteht aus schlanken NIRO-Stahlsäulen und verleiht dem Denkmal eine Leichtigkeit, das es von der Dominanz der traditionellen steinernen Denkmalquader am Opferfriedhof abhebt. Erstmals in Österreich ist in einer KZ-Gedenkstätte individuelles Gedenken in dieser Dimension möglich. Der Entwurf für dieses Namensdenkmal stammt von Architekt Dipl. Ing. Kurt Ellmauer.
Seit der Errichtung des Denkmals wurden weitere Namen von Opfern ausfindig gemacht und deshalb 2014 eine zusätzliche Glastafel realisiert. Alle Opfernamen sind alphabetisch angeordnet und in die Todesjahre gegliedert.
Die Namen der Opfer sind auch als pdf abrufbar:  Opfernamen

Torbogen – der ehemalige KZ-Haupteingang

Am Eingang in die heutige Wohnsiedlung steht noch der Torbogen, der als Haupteingang ins Lager diente. Beim Bau der Siedlung hätte der Torbogen abgetragen bzw. verlegt werden sollen. Nach Protesten lokaler Vertreter des österreichischen KZ-Verbands blieb das Monument erhalten, an dem seit 1995 die Inschrift „Im Gedenken an die mehr als 8000 Menschen, die im KZ Ebensee ums Leben kamen“ angebracht ist. Durch den Torbogen hindurch führt heute eine asphaltierte Straße zu den Häusern der heutigen Siedlung.

Begehbarer Stollen mit Ausstellung

Am Fuße des auf der Ostseite des ehemaligen Lagers gelegenen „Seebergs“ befindet sich die Stollenanlage B. Neben der größeren Stollenanlage A, die eineinhalb Kilometer entfernt im Gebiet des Hatscheksteinbruches liegt, bilden die verborgenen Tunnel die eindrucksvollsten Spuren des Konzentrationslagers Ebensee. Der Bau unterirdischer Anlagen war die kriegswirtschaftliche Funktion des Lagers, um in der letzten Kriegsphase der Rüstungsindustrie geschützte und unbekannte Stätten zur Verfügung zu stellen. Die heute im Besitz der österreichischen Bundesforste stehende Anlage B ist von außen anhand von sieben Stolleneingängen lokalisierbar.

Im Stollen Nr. 5 befindet sich seit 1997 eine dokumentarische Ausstellung zur Geschichte des KZ-Lagers Ebensee. Der Stollen kann zu den Öffnungszeiten begangen und besichtigt werden. Für Gruppen ab 10 Personen bieten wir ganzjährig nach Vereinbarung Führungen durch das Gelände an. Der Zugang zum Stollen ist nur zu Fuß vom KZ-Friedhof (5 min.) möglich und für RollstuhlfahrerInnen erschwert passierbar.

Hinweis: Wir bitten um Verständnis, dass die Öffnung und Erhaltung des Stollens nicht in ausreichendem Umfang durch staatliche Förderungen gedeckt wird und daher Eintrittskosten verlangt werden. (Ausgenommen KZ-Opferverbände, Angehörige von KZ-Opfern)

Der „Löwengang“

Lager und Steinbruch (Anlage A) waren ab Sommer 1944 durch einen Stacheldrahtkorridor verbunden, der im Lagerjargon „Löwengang“ genannt wurde, weil sich die Häftlinge wie Zirkustiere durchs Gehege getrieben fühlten.

Ein Zeitzeuge erinnert sich:

„Rechts und links des Löwenganges liefen außerhalb desselben zwei schmale Pfade für die begleitenden Wachmannschaften. Es war dieser Weg ein Leidensweg und führte über achsenbrechende (sic) Felssteine und durch Sumpflöcher, in denen man knietief versank, hinab in den Steinbruch, ins Werk. An diesen Sumpfstellen gab es stets ein großes Gedränge, und das Arbeitskommando zerriß in eine kilometerlange Linie."

Heute sind zwei Steintreppenabschnitte im mittleren Abschnitt des „Löwenganges“ begehbar. Der Zugang zum Löwengang ist nur zu Fuß möglich, vom Lagertor aus in 8 min. Die nächste Parkmöglichkeit befindet sich am Straßenrand der Alten-Traun-Straße.